Photographieren im Zeitalter der Massen(re)produktion

Bilder von Nico Müller in der Galerie Rössli Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)
Bilder von Nico Müller in der Galerie Rössli Balsthal. (Foto: Eva Buhrfeind)

Er macht Photographien, nicht Fötelis, wie sie millionen-, ja milliardenfach produziert werden seit der Implementierung von Digitalkameras in Telefonapparate, genannt Handys. Sie wissen schon, selfies und so. Wie aber hebt man sich im Digitalzeitalter mit Anspruch auf die wahre Kunst des Photographierens von der massenhaften Bildreproduktion ab, die ohne Unterlass um den Globus schwirrt. Genau, durch Rückbesinnung auf klassische Verfahren und Reduktion aufs Wesentliche. Schwarz-Weiss-Bilder, analog aufbreitet zum Beispiel. Oder man bezieht den Akt des Photographierens bewusst unter Berücksichtigung aussergewöhnlicher Sujets mit ein, setzt sich mit dem Zusammenspiel von Gehen und Fotografieren auseinander. Genau das macht Rico Müller. Das Resultat kann derzeit in der Galerie Rössli in Balsthal begutachtet werden, wo er seine Werke zeigt. Mehr siehe Links unten

Artikel über Nico Müller in der SZ/OT/GT

Original PDF Ausstellung Rössli Balsthal

Werk von Nico Müller. (Foto: Eva Buhrfeind)
Werk von Nico Müller. (Foto: Eva Buhrfeind)
Nico Müller
Nico Müller

Louvre light à l’Oriental – Oder: die museale Retourkutsche

Abendland sieht Morgenrot. Oder auch Abendrot gen Morgenland. Dort jedenfalls hat die Morgenstund genug Gold im Mund beziehungsweise Öl im Boden, um abendländische Kultur im vermeintlichen All-inclusive-Paket zu shoppen einschliesslich Verfallsdatum. Wie anders soll man es nennen, wenn ein aus dem Überfluss seiner Ölquellen schöpfender Staat sich für eine Milliarde Euro die Namensrechte des Louvre samt Hunderten Leihgaben aus der Schatzkammer abendländischer Kunst käuflich erwirbt. Auf dreissig Jahre läuft der Vertrag mit dem Louvre, dann gehen die Namensrechte samt Leihgaben retour nach Frankreich. Es sei denn, bis dannzumal hat die Realität Michel Houellebecqs in «Unterwerfung» satirisch skizziertes Requiem auf Europa nicht längst schon eingeholt.


Wie auch immer: Klotzen, nicht kleckern ist derzeit im Morgenland angesagt. Das gilt gerade auch für die Hülle, sprich die 180 Meter weite Kuppel, die der französische Architekt Jean Nouvel über die lichtdurchfluteten Ausstellungsräume gespannt hat – zusammengesetzt aus achttausend sich überlagernden Stahlkreuzen. Nix da Tropenhitze, der Raum unter dem palmenförmigen Dach wird kühlend von einer Meeresbrise durchweht. Angesichts der komfortablen finanziellen Lage ist es auch kein Problem, für diese lauschige Umgebung eben mal kurz für 21 Millionen einen Mondrian bei Christie’s zu shoppen, nur um ihm dann im neuen Louvre neben eine Durchgangstür zu hängen. Nebenbei: Wie steht es eigentlich mit dem «Weltenretter Jesus», ich meine jenen «Salvator Mundi» von Leonardo da Vinci, der bei Christie’s für den Rekord-Preis von 450 Millionen Dollar über den Tisch ging? Namen werden ja gewöhnlich keine preisgegeben. Findet sich der «Salvator Mundi» demnächst in der Wüstenfiliale des Louvre wieder?
Mit Blick auf den ost-westlichen Kuh… öhm… Kunsthandel möchte man vorwurfsvoll einwerfen, dass sich die Emirate – zugegebenermassen gegen viel Geld – die Rosinen aus dem europäischen Konzept des Museums picken, sich aber keinen Deut um das Gesamtpaket scheren. Das Museum Abu Dhabi kommt relativ substanzlos daher, ohne gewichtigen historischen Background, geschweige denn mit Anspruch auf Vollständigkeit.


Dagegen könnte man auch einwenden, dass die Wüstenkuppel irgendwie eine erfrischende Schneise durchs selbstgefällige europäische Verständnis von Kulturgeschichte schlägt. Einst karrten nicht nur Franzosen, auch andere Europäer jede Menge Exponate orientalischer Provenienz in europäische Kulturtempel. Das Louvre Abu Dhabi mit Anspruch auf Universalität im Schnittpunkt Asien, Afrika und Europa macht es aktuell andersherum, bedient sich einer Art Retourkutsche. Und für die termingeplagten Besuchenden erst noch im Zeitraffertempo: Im Gegensatz zum zeit- und raumfordernden europäischen Original lässt sich die orientalische Louvre-Filiale mit seiner ständigen Sammlung von gerade mal 634 Werken in zwei Stunden bewältigen.

Riso… was? Impressionen von der «Impression 2017» in Grenchen

Risotto ist zum Essen da. Klar doch. Aber Risographie? Zum Anschauen! Die noch gar nicht so alte Bildproduktion wäre beinahe vergessen gegangen, würde da nicht die «Impression 2017» rechtzeitig das gute alte Verfahren wiederbeleben. Wie so manche andere Drucktechnik, die im digitalen Zeitalter ums Überleben kämpfen. Im Kunstmuseum Grenchen kann man sie in Augenschein nehmen, die Linolschnitte, Holzschnitte, Radierungen, Mezzotinto, Aquatinta, Monotypien, Serigraphien, Kupferstichn, Kaltnadel und mit eher selteneren Techniken vergleichen wie die Heliogravure, die ganz spezielle Stimmungen einfängt, mit der Cyanotypie, dem Thermodruck, der Photogravure. Oder eben der Risographie, ein in Rotation gebrachtes Schablonendruckverfahren, eine Art Mischung aus Siebdruck und Kopie.

Aber an der «Impression 2017» im Kunsthaus Grenchen überraschen auch stimmige oder einfallsreiche Bildideen und formale Absichten wie Ansichten: Auf Leinwand gedruckte und raffiniert collagierte, fotografische Waldausschnitte erzeugen eine suggestive Tiefe. Die mit Stempeltinte gedruckten Lettern «SUM» assoziieren als installative, von der Decke hängende Papierbahn ein mittelalterliches Moment, übereinander gelegte und ineinander wirkende, übergrosse Fernsehbilder verweisen auf unsere medial überflutete Bilderwelt, während der berühmte «Bruderkuss» zwischen Breschnew und Honecker im schwarzweissen Holzschnitt eine historische TV-Wirkung zitiert. Die bei uns weniger bekannte Collagraphie-Technik lässt anklingen, wie sich unterschiedlich eingefärbte Materialien, allein mit einer Platte gedruckt und vervielfacht, einen wirkungsvollen Städterapport spiegeln.

Ausführlicher Bericht

Druckgrafik_Impression_2017

Kunsthaus Grenchen

«Layers and Emotions»: Edit Horvat und Doris Althaus im NäijereHuus Hersiwil

Vernissage-Rede von Eva Buhrfeind
Doris Althaus und Edit Horvath im NäijereHuus Hersiwil.

 

Im NäijereHuus Hersiwil zeigen Edit Horvath, Malerei, und Doris Althaus, Keramik, die spannende Wirksamkeit gegensätzlicher Kunsthaltungen.
«Layers and Emotions» – Schichten und Gefühle, ein eher programmatischer Titel, der nicht nur die Arbeitstechniken und Bildentstehung beider Künstlerinnen beschreibt, sondern eben auch die Erfahrungswerte, die Eindrücke und Impressionen umfasst, die sich in den individuellen schöpferischen Arbeiten schichten und aus denen die Geschichten wachsen und sich entwickeln. Getragen von den jeweiligen Gefühlen des Erlebens und des künstlerischen Verarbeitens bilden sie dabei eine kreative Synthese.

Impressionen von der Vernissage

Artikel in der Solothurner Zeitung

Vernissage-Rede für die Ausstellung Edit Horvath und Doris Althaus

Video

«Köstliche Insekten» im NäijereHuus Hersiwil

Sie ernähren sich aus Abfall, sie brauchen kaum Wasser, die Nahrungsausbeute liegt bei 80 Prozent. Sie haben also eine hervorragende Ökobilanz. Und vor allem sind Insekten gute Eiweisslieferanten. Das Kochbuch «Köstliche Insekten» von Andreas Knecht und Edit Horvath enthält rund sechzig Rezepte mit den in Westeuropa am häufigsten verkauften Speiseinsekten: Der Heuschrecke, dem Heimchen und dem Mehlwurm. Wer neugierig darauf ist, wies zubereitet wird und schmeckt: Am 10. Dezember um 17 Uhr ist im im NäijereHuus Hersiwil Buchpräsentation und Degustation.

Weitere Infos:

NäijereHuus

Buch

Autoren

«Diversité» stösst auf äusserst reges Interesse

«Diversité» heisst die aktuelle Ausstellung in der «Station 8», Zuzwil.
Blick in die Ausstellung «Diversité»  in Zuzwil.

«Diversité» heisst die aktuelle Ausstellung in der «Station 8», Zuzwil, zu deren Eröffnung sich weit über 200 Kunstinteressierte einfanden. Die kreativ eingerichtete Ausstellung bringt mit Holzskulpturen, keramischen Objekten sowie Malerei von vier Kunstschaffenden die Mannigfaltigkeit künstlerischer Zielsetzungen überzeugend zum Ausdruck.
Mit dabei ist ebenfalls Hans-Ruedi Wüthrich, der bis Ende November 2017 auch an der 57. Biennale Venedig im Palazzo Mora mit «Die Sieben Todsünden» vertreten ist.

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Galerie Rössli Balsthal präsentiert Bilder von Oliver Frentzel

Ist das ein Hexenhäuschen à la Hänsel und Gretel? Verbirgt sich hinter den Farbnebelschleiern eine hügelige Landschaft mit Tal und Tannen? Zeigt dieses grossformatige Bild im Kellergewölbe tatsächlich ein Gerippe in sandheisser Wüste? Was verbirgt sich hinter den schwarz-weiss nuancierten Spuren in jenem Bild, auf das man beim Eintreten in die Galerie direkt zuläuft? Die Antwort findet sich in der Galerie Rössli in Balsthal, wo Oliver Frentzel seine neusten Werke zwischen Kalkül und Spontaneität zeigt.

Ausführliche Besprechnung

Oliver Frentzel in der Galerie Rössli Balsthal
Oliver Frentzel in der Galerie Rössli Balsthal

Roland Flück, «Malaga» und mehr

Natürlich klingt Frank Buchser an, wie auch Cuno Amiet, bewegt er sich doch nonchalant zwischen Impressionen, kreativen Modulationen und jahreszeitlichen Kolorationen oder pointillistischen Verweisen. Die Rede ist von Roland Flück, der vom 14. Oktober bis 5. November 2017 im Schlösschen Vorder-Bleichenberg in Biberist neue Arbeiten und sein «Malaga»-Buch präsentiert. Der kongeniale Text von Franco Supino vervollkommnet den Bilderreigen zur Geschichte, der 89-jährige Drucker Theodor Bösch setzte die Texte in Holz und vor allem Blei, gedruckt wurde auf einer alten Heidelberger Maschine, gebunden wurde das Werk in der Nadelstichheftung des 16. Jahrhunderts. Ein besonderes Unikat ist entstanden, eine lebensphilosophische Zeitgeschichte, die als aufwendige Faksimile in modernster Drucktechnik in einer 151er Auflage à 190.- CHF angeboten wird.

Eva Buhrfeind, Oktober 2017

Ausführlicher Bericht.

Ausserdem:
«Wenn Vater und Tochter Flück zusammen malen»
Artikel in der Schweiz am Sonntag vom 7.6.2015

 

Elisabeth Schwarzenbeck mit tanzenden «AVAs» in der Galerie Medici

Der Kunstraum Medici, Solothurn, zeigt anmutige Vasenobjekte aus Glas und Porzellan von Elisabeth Schwarzenbeck.
«AVA» ist die erste Edition unter dem Eigenlabel «ES», mit der die 1965 geborene, in Solothurn aufgewachsene und in Bern-Liebefeld lebende und tätige Grafikerin Elisabeth Schwarzenbeck ihren künstlerischer Weg entdeckt hat, der parallel zur anspruchsvollen, ebenso kreativen Arbeit als Grafikerin für den persönlichen Ausdruck steht. Im Kunstraum Medici, Solothurn, zeigt Elisabeth Schwarzenbeck anmutige Vasenobjekte aus Glas und Porzellan.

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Atsuo Hukuda im Haus der Kunst St. Josef Solothurn

Eine eigenwillige Ausstellung präsentiert das Haus der Kunst St. Josef, Solothurn, mit dem japanischen Künstler Atsuo Hukuda.
Im Haus der Kunst St. Josef ist man ja immer wieder Überraschungen gewohnt bei den ausstellenden Kunstschaffenden und den jeweils oftmals speziellen, inhaltlichen und formalen bis medialen Mitteln und Wegen. Jetzt  gibt der 1958 geborene und in der Nähe Tokios lebende japanische Künstler Atsuo Hukuda unter dem Titel «Colour and/or Monochrome» Einblick in sein künstlerisches Schaffen zwischen japanischer Tradition und modernem konzeptuellen Minimalismus.
Bis 12.November. Geöffnet: Do-Fr 17-20 Uhr, Sa-So 13-17 Uhr.

Eva Buhrfeind

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